Die Daumen im Blick: Die Ergonomie von Pipetten

Die Daumen im Blick: Die Ergonomie von Pipetten

Bei Eppendorf dachte man bereits in den siebziger Jahren über ein intelligentes ergonomisches Design nach, was heute im modernen Labor voll zum Tragen kommt. Von 1996-2020hat Eppendorf eine große Bandbreite an Produkten auf den Markt gebracht, darunter die erste elektronische Pipette des Unternehmens, die mit revolutionärer Geschwindigkeit, Genauigkeit und Präzision zu einem sichereren Arbeiten beiträgt.

Wenn man an Sicherheit und Gesundheit im Zusammenhang mit Laborarbeitsplätzen denkt, kommen einem meist sofort flüchtige Chemikalien, infektiöse Bakterienkulturen, explosive Stoffe und radioaktive Strahlung in den Sinn. Weniger dramatisch, aber darum nicht weniger wichtig, sind dagegen die Sicherheitsbelange im Zusammenhang mit den so unscheinbar wirkenden Pipetten. In modernen Laboren wird keine Tätigkeit so häufig durchgeführt wie das Pipettieren. Im Durchschnitt verbringt Laborpersonal zwei Stunden am Tag mit Pipettieren, was 500 Stunden im Jahr entspricht1,2. Wer hunderte Stunden pipettiert, läuft Gefahr, langfristige oder chronische medizinische Probleme zu bekommen. Ergonomische Arbeitsbedingungen können dieses Risiko erheblich verringern und gleichzeitig Zeitersparnisse beim Pipettieren ermöglichen.

Ergonomie verstehen

Das Wort Ergonomie stammt aus dem Alt-Griechischen. Es setzt sich aus „ergos“ (Arbeit) und „nomos“ (Naturgesetz) zusammen und bezeichnet damit die „Gesetzmäßigkeit der Arbeit“. Während Ergonomie erstmals während der Industriellen Revolution ein Thema wurde und darauf abzielte, die Produktivität von Arbeitern zu steigern3, liegt der Fokus heute darauf, wie man Arbeitsplätze so gestalten kann, dass sie den Bedürfnissen der Anwender entsprechen. Dazu müssen bei Überlegungen zur Ergonomie die Faktoren berücksichtigt werden, die Stressoren am Arbeitsplatz darstellen.
In Bezug auf die Arbeit mit Pipetten stellen die erforderliche Daumenkraft, wiederholte Bewegungen und ungünstige Haltungen die größten Stressoren dar. Im besten Fall können sie zu leichten Beschwerden führen, aber im schlimmsten Fall kann es zu Verletzungen durch wiederholte Beanspruchung kommen und damit zum Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI-Syndrom)4. Ein ergonomisches Design hat viele Vorteile: Reduzierte Verletzungsgefahr und ein bequemerer Arbeitsplatz für das Laborpersonal sowie eine gesteigerte Produktivität für den Arbeitgeber. Im Anbetracht stets steigender Anforderungen an das Laborpersonal ist es wichtiger denn je, dass die Arbeitsumgebung für mehr Wohlbefinden und eine bessere Gesundheit optimiert wird.

Die Arbeit an den Menschen anpassen, nicht den Menschen an die Arbeit

Es gibt ein paar einfache Dinge, die Sie als Pipettenanwender(in) tun können, um Ihre Arbeit im Labor komfortabler zu machen. Regelmäßiges Strecken, eine gute Körperhaltung und Sport können dazu beitragen, das Risiko einer RSI-Erkrankung zu senken. Diese vorbeugenden Maßnahmen haben aber ihre Grenzen und die Wahl der richtigen Pipette ist für eine lange und glückliche Karriere am Labortisch ausschlaggebend.

1996 eingeführt: Combitips® plus in 9 unterschiedlichen Größen zur Verwendung mit der Multipette®.

Aber wie wählt man die richtige ergonomische Pipette? Eines ist klar: Je weniger man tun muss, desto besser. Mit diesem Grundgedanken entwickelte Eppendorf 1996 den Dispenser Multipette® plus 4980 und die dazugehörige Dispenserspitzen-Serie Combitips® plus (mit nun neun verschiedenen Größen). Während der Anwender die Einstellung des richtigen Volumens früher selbst vornehmen musste, erkennt der Dispenser Multipette plus automatisch die Größe der aufgesteckten Combitip plus-Spitze und zeigt die möglichen Dispensierschritte auf dem Display an. Kurze Zeit später, im Jahr 1998, kam die Multipette pro auf den Markt – der erste elektronische Mehrfachdispenser in Eppendorfs Portfolio. Dank motorbetriebenem Kolben werden die Spitzen hier automatische gefüllt und auch das Dispensieren erfolgt automatisch. Welche Vorteile das für das Laborpersonal mit sich brachte, war schnell klar, und das Modell wurde zum Modell der Wahl für Routineanwendungen.

Die Pipetten Eppendorf Research® pro trieben den Einsatz elektronischer Pipetten 1998 voran.

Da für ihre Bedienung fast keine Bedienkräfte aufgebracht werden müssen, haben elektronische Pipetten die Laborarbeit reformiert. Zum Einstellen des Pipettiervolumens müssen keine Knöpfe mehr gedreht werden und ein Herunterdrücken des Kolbens zum Dispensieren der Flüssigkeit ist nicht mehr erforderlich. Stattdessen genügt ein einziger Knopfdruck. Mit der Einführung der Research pro-Serie im Jahr 1999 brachte Eppendorf die Benutzerfreundlichkeit der elektronischen Pipetten durch die Kombination von Produkteigenschaften zur Verbesserung des Handlings von viskosen Flüssigkeiten – beispielsweise die Aufnahme- und Abgabegeschwindigkeit – mit der Möglichkeit, Pipettiersequenzen zu programmieren, ein gutes Stück voran. Mit der Einführung des automatischen Liquid-Handling-Systems epMotion® 5070 im Jahr 2003 wurde diese Entwicklung noch weiter vorangetrieben.

Effizientes Liquid Handling neu definiert seit 2003: automatisches Liquid-Handling-System Eppendorf epMotion®.

Während die genannten Eigenschaften fundamental zur Bedienerfreundlichkeit und Verringerung des Verletzungsrisikos beitragen, gehen die Vorteile der elektronischen Pipetten weit über die Ergonomie hinaus. Da beispielsweise der Kolben bei elektronischen Pipetten motorbetrieben ist, wird immer exakt das eingestellte Volumen aufgenommen und abgegeben. Darüber hinaus können Pipettierprotokolle programmiert und für die spätere Wiederverwendung gespeichert werden, wodurch manuelle Fehler noch besser verhindert und Abweichungen durch unterschiedliche Anwender ausgeschlossen werden können. Die neueste manuelle elektronische Pipette von Eppendorf ist die Eppendorf Xplorer® plus (2011), die alle diese Produkteigenschaften und noch viel mehr bietet. Diese Pipette ist extrem vielseitig und bietet mehrere Betriebsmodi für eine große Bandbreite an Workflows und Anwendungen. Sie weist den Anwender sogar auf eine fällige Kalibrierung hin.

Eine der legendärsten und erfolgreichsten Pipetten der Welt: die Eppendorf Research®plus.

Auch wenn sich elektronische Pipetten in modernen Laboren inzwischen als wichtige Werkzeuge etabliert haben, bleiben manuelle Pipetten ein unverzichtbarer Bestandteil vieler Workflows. Ganz im Sinne eines umfassenden Verständnisses von Ergonomie sind manuelle Pipetten heutzutage leichter und anwenderfreundlicher, u.a. dank Features wie gefedertem Spitzenkonus und verbesserter Volumenanzeige. Die geschätzte Eppendorf Research® plus Pipette ist dafür ein Musterbeispiel und stellt einen Meilenstein für das ergonomische Pipettieren dar. Seit ihrer Markteinführung im Jahr 2009 gehört die Research® plus Pipette zu den bekanntesten und erfolgreichsten mechanischen Pipettenmodellen der Welt.

Das PhysioCare Concept

Mit den steigenden Anforderungen in der Laborarbeit sind auch die Pipetten ergonomischer geworden. Mit der Einführung des Eppendorf PhysioCare Concept® im Jahr 2003 unterstrich Eppendorf sein Engagement für die kontinuierliche Verbesserung von gesunden Arbeitsplätzen. Diese Plattform bietet einen holistischen Ansatz für die Definition eines gesunden Arbeitsplatzes und beschreibt dazu drei Sphären: den Anwender, das Labor und den Laborworkflow. Was einmal mit einer ergonomischen Pipette begann, hat Eppendorf mit viel Zeit, Engagement und Forschung weiterentwickelt, um das Zusammenspiel von diesen drei Sphären umfassend zu verstehen, damit Sie – und natürlich Ihre Daumen – von einem gesünderen Arbeitsplatz und minimalen Bedienkräften profitieren können.

Die drei Sphären des Eppendorf PhysioCare Concept®. (1) Die Sphäre Anwender garantiert ein ergonomisches Design und die Optimierung des Produkts entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Anwenders. (2) Die Sphäre Labor umfasst die Interaktion zwischen Anwender, Geräten und Verbrauchsartikeln und wie diese Interaktion auf individuelle Anforderungen zugeschnitten werden kann. (3) In der Sphäre Arbeitsablauf wird geprüft, wie die Anordnung von Geräten und Zubehör am Arbeitsplatz durch ergonomisches Design optimiert werden kann.

Die Zukunft beginnt heute

Heute werden Labore digital und Pipetten mit ihnen. Lesen Sie mehr im letzten Teil unserer Artikelserie über die Geschichte und die Zukunft der Pipettierung.
 

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Referenzen
1. Pipette Usage and Trends | The Scientist Magazine®. www.the-scientist.com/surveys/pipette-usage-and-trends-37099.
2. Are you applying good pipetting practice? | Laboratory News. www.labnews.co.uk/article/2027358/are_you_applying_good_pipetting_practice.
3. History of Ergonomics | Sustainable Ergonomics Systems. ergoweb.com/history-of-ergonomics/.
4. Eppendorf. Tenosynovitis, CTS and RSI – Medical Background, the Meaning for the Laboratory and Possible Prevention. handling-solutions.eppendorf.com/fileadmin/Community/Liquid_Handling/Pipetting_Facts/Ergonomy/PDF/Whitepaper_Physiocare6_EN_2014_164652.pdf (2012).


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