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Das Gute im Fett

Beyond Science

Der Molekularbiologe und Biochemiker Alexander Bartelt hat mit seinem Sachbuch „Der Fettversteher“ einen „Spiegel“-Bestseller gelandet. Darin überrascht er mit vier zentralen Erkenntnissen.

Weißes Fett, braunes Fett

Zu viel Zucker und tierische Fette in unserer Ernährung sind der Grund dafür, dass die Hälfte der Bevölkerung über­gewichtig ist, ein Viertel gar adipös. Ab einem Body-Mass-Index von 30 lagert sich Fett an Stellen ab, wo es krank macht. Nur solange unser Fett im „weißen Fettgewebe“ gespeichert ist, spielt es als Energiereserve eine wichtige Rolle. Es ist überlebenswichtig, weil es unseren Organismus mit dem nötigen Kraftstoff versorgt. Untergewichtigen Menschen ohne Fettreserven fehlen wichtige Botenstoffe. Denn Fettzellen produzieren auch Hormone, kommunizieren so mit dem Gehirn, das unser Verhalten und den Appetit steuert. Aber es gibt auch von vornherein gutes Fett, das „braune Fett”: Diese Fettzellen sind reich an Eisen und helfen dem Körper, seine Temperatur zu regulieren, indem sie energiereichen Zucker und Fette verbrennen.


Fett im Bauch macht krank

Fett ist dann gefährlich, wenn der Stoffwechsel aus dem Tritt gerät. Fettzellen können sich stark ausdehnen und haben im Unterhautfettgewebe dazu viel Platz, weil die Haut dehnbar ist. Lagert sich das Fett in der Bauchhöhle ab, ist dort wenig Platz, und die Fettzellen laufen schneller über. Das Fett lagert sich dann dort ein, wo es nicht hingehört – in der Leber und Blutgefäßen. Und: Aufgrund der Platzenge sind die Fettzellen gestresst und schütten verstärkt Entzündungshormone aus, die als Auslöser für viele Krankheiten, auch Krebs, gelten. Deshalb ist ein Bierbauch besonders schädlich. Nicht nur der Body-Mass-Index ist ein Richtwert für das Krankheitsrisiko, auch der Bauchumfang ist eine wichtige Messgröße: Bei Männern sollte er 102 Zentimeter, bei Frauen 88 Zentimeter nicht überschreiten.


Abnehmen ist gegen unsere Natur

Fett ist ein Organ, das aus Inselverbünden, die im Körper verteilt sind, besteht. Das gute braune Fett findet sich im Halsbereich, um die Blutgefäße oder entlang der Wirbelsäule. Durch das Fettgewebe ziehen Nerven- und Blutbahnen, es zirkulieren Hormone, über die das Fettorgan mit dem Gehirn kommuniziert. Unsere Fettzellen sind glücklich, wenn sie gefüllt werden. Leckeres Essen ist an die Ausschüttung von Glückshormonen gekoppelt, Hungern macht also schlechte Laune. Bei einer Diät kämpft man gegen die Biologie des Körpers: gegen die Gene, den Stoffwechsel. Abnehmen ist also ein Widerspruch zu den Schaltkreisen im Gehirn. Und: Das Fettgewebe kann man sich vorstellen wie einen Luftballon, aus dem beim Abnehmen Luft entweicht, der aber schnell wieder an Volumen zulegt, wenn man sein Ernährungsverhalten nicht verändert.


Wie man gesundes Fett aktiviert

Ein thermogener Lebensstil hilft, gesund zu bleiben. Warum? Braunes Fett trägt zur Kalorienverbrennung bei, indem es Kalorien in Wärme umwandelt. Das ist ein evolutionärer Trick der Säugetiere, mit dem sie ihre Körpertemperatur stabil halten. Bei Übergewichtigen ist das braune Fett oft verkümmert. Es lässt sich aber trainieren, indem man Kälteanreize in den Alltag einbaut: kalt duschen, ein Eisbad, die Zimmertemperatur bei 16 Grad halten, leicht bekleidet spazieren. Dabei ist wichtig, dass man nicht richtig friert, aber auch nicht zu dick eingemummelt ist. Dadurch lassen sich etwa 200 Kalorien am Tag verbrennen. Auch scharfe Speisen, Kaffee oder grüner Tee können die Fettverbrennung aktivieren. Wird der Stoffwechsel angeschmissen, hat das zudem weitere günstige Effekte auf die Herzgesundheit und Gefäße.

Im Kurzporträt

Alexander Bartelt ist Professor für kardiovaskulären Stoffwechsel am Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten der Ludwig-Maximilians-Universität. Er erforscht Mechanismen im Stoffwechsel, die zu einer besseren Behandlung von Adipositas oder Diabetes führen. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach prämiert. Ebenso erfolgreich ist er mit seiner Wissenschaftskommunikation.

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