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Dossier Mental Health 2 - So schützen wir unsere Psyche

Beyond Science

Das Leben ist kein langer, stiller Fluss, sondern hält neben freudigen Momenten zahlreiche Belastungen für uns bereit. Mit diesen fünf Tipps lassen sich unsere seelischen Kräfte stärken, um den Alltag besser zu meistern.

1. Gesellig und gesund

Zusammen lachen, schöne Dinge erleben und einfach Zeit miteinander verbringen: Die meisten Menschen fühlen sich in Gesellschaft anderer wohl und brauchen das regelmäßige Zusammensein. Ein Forscherteam des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim sowie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beschreibt in der Fachzeitschrift „JAMA Psychiatry“, wie wichtig soziale Kontakte im Alltag für die psychische Gesundheit sind. Die Forschenden erfassten mithilfe wiederholter kurzer Abfragen das psychische Wohlbefinden und den sozialen Kontakt der Studienteilnehmenden über einen Zeitraum von sieben Tagen. Das Ergebnis war eindeutig: In Gesellschaft fühlten sich die Personen wohler als alleine. In einer weiteren Gruppe wurde zusätzlich das Hirnvolumen mithilfe von Magnetresonanztomografie erfasst. Hier zeigte sich, dass Menschen, die mehr von sozialem Kontakt profitieren, zusätzlich eine höhere soziale Kompetenz und eine veränderte Struktur in einem Teil des Vorderhirns aufweisen, der mit Resilienz und Risiko für psychische Erkrankungen assoziiert ist. Die Ergebnisse unterstreichen den Forschenden zufolge die Wichtigkeit von zwischenmenschlichem Austausch für unsere Psyche.

2. Einfach mal abschalten

Schon eine einwöchige Pause von Facebook, Twitter & Co. verbessert merklich das Wohlbefinden, fand jüngst eine Studie der University of Bath heraus. Für ihre Untersuchung, die im US-Fachjournal „Cyberpsychology, Behaviour, and Social Networking“ veröffentlicht wurde, hatten die Forschenden 154 Teilnehmende zwischen 18 und 72 Jahren, die durchschnittlich acht Stunden pro Woche Social Media nutzen, in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe legte das Handy eine Woche lang beiseite, die Kontrollgruppe nutzte Social Media wie gewohnt. Zuvor ermittelten die Forschenden den psychischen Zustand hinsichtlich Ängsten, Depressionen und Wohlbefinden. Das Ergebnis: Nach einer Woche fühlten sich die Abstinenten in allen drei Bereichen signifikant besser als diejenigen, die Social Media weiter genutzt hatten. „Durch die sozialen Medien zu blättern, ist so weit verbreitet, dass viele es tun, ohne groß darüber nachzudenken – vom Aufwachen bis zum Abend, wenn wir unsere Augen schließen“, sagt Studienleiter Jeff Lambert. Wird die Nutzung jedoch zur Belastung, sollte man das Pensum reduzieren. „Viele unserer Teilnehmer berichteten von positiven Effekten, sobald sie von sozialen Medien Abstand nahmen – mit aufgehelltem Gemütszustand und insgesamt weniger Ängsten. Dies weist darauf hin, dass sogar eine kleine Pause einen Effekt haben kann“, so Lambert.

3. Tierisch beste Freunde

Haustiere helfen gegen Depressionen, Ängste und Stress. Studien der Miami University sowie der Saint Louis University haben gezeigt, dass Haustierbesitzer in vielfacher Hinsicht von ihrem Haustier profitieren. Sie besitzen ein besseres Selbstwert­gefühl, sind körperlich fitter und weniger einsam, gewissenhafter, extrovertierter und weniger ängstlich. Außerdem fühlen sich Menschen mehr gebraucht und geliebt, wenn sie ein Tier umsorgen müssen – und sei es noch so winzig. Eine Forschungsgruppe um Hae-Jin Ko im koreanischen Daegu beauftragte ältere Menschen acht Wochen lang mit der Pflege von jeweils fünf – ja, wirklich! – Grillen. Am Ende des Zeitraums litten die Teilnehmenden weniger unter Depressionen als die Kontrollgruppe, die sich nicht um Tiere gekümmert hatte. Einen ähnlichen Effekt bewirken Aufenthalte in der Natur. Darauf weist die britische Mental Health Foundation hin. Hundebesitzer profitieren also doppelt vom regelmäßigen Waldspaziergang.

4. Reden ist Gold

Geht es um die psychische Gesundheit, können Gespräche viel Gutes bewirken. In der Schweiz regt die Kampagne „Wie geht’s dir?“ dazu an, über Gefühle zu sprechen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. „Wer benennen kann, wie es ihm geht, kann gezielt etwas gegen Belastungen tun und wenn nötig Unterstützung holen. Auch positive Gefühle werden dadurch bewusster wahrgenommen und können als Ressource für die Pflege der psychischen Gesundheit genutzt werden“, heißt es laut Kampagne. Über Probleme zu reden, sei umso wichtiger, da sich psychische Belastungen zu Erkrankungen entwickeln können, wenn sie länger anhalten. Den passenden Moment abwarten, einen geeigneten Ort suchen, zuhören, Mitgefühl zeigen und Schweigen aushalten – all das gehört zu einem mitfühlenden Gespräch. Insbesondere Kinder hätten enormen Gesprächsbedarf, betont das Nationwide Children’s Hospital im US-Bundesstaat Ohio. Kinder­psychologin Ariana Hoet rät Eltern, regelmäßig das Gespräch mit ihren Kindern zu suchen. Familien, die es sich zur Gewohnheit machen, täglich miteinander zu reden, falle es leichter, Kinder auch bei psychischen Problemen zu unterstützen. „Wir wissen, dass das Gespräch eine der einfachsten und effektivsten Methoden ist, eine Wirkung zu erzielen, das Stigma zu brechen und Kindern eine Stimme zu verleihen, wenn es um ihre geistige Gesundheit geht“, so Hoet.

5. Beweg dich!

Dass Bewegung gut für die Psyche ist, dafür haben Forschende der Universität Belgrad 2021 in einer Überblicksstudie knapp 27.000 wissenschaftliche Belege gesammelt. Davon untersuchten sie 20 im Detail. „Jede einzelne Studie zeigt, dass körperliche Aktivität die psychische Gesundheit von Menschen unterschiedlichen Gesundheitsstatus, Geschlechts und Alters beeinflusst. Jede Art körperlicher Aktivität führt zu einer Linderung von Symptomen psychischer Krankheiten wie Angstzuständen, Depressionen sowie Schizophrenie“, betonen die Autoren um Aleksandar Stojmenovic von der serbischen Universität Niš. Regelmäßige Bewegung senkt unter anderem den Stresspegel, verbessert die Gedächtnisleistung und lässt uns besser schlafen – und das gilt für alle. „Auch gesunde Menschen sollten regelmäßig körperlich aktiv sein, um ihr psychisches Wohlergehen zu schützen“, so die Forschenden. Die WHO empfiehlt wöchentlich 150 bis 300 Minuten moderate aerobe Aktivität (zügiges Spazierengehen) oder 75 bis 150 Minuten in hoher Intensität (Joggen oder schnelles Radfahren). Dazu kommt mindestens zweimal wöchentlich Krafttraining. Auf geht’s!

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