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Such-Empfehlungen

Schönes altes Peking

Beyond Science

Glitzernde Hochhäuser und schmale Hutongs mit Wohnhöfen – Chinas Hauptstadt Peking vereint Gegensätze. Doch keine Moderne ohne Vergangenheit. Ein Streifzug durch das Bejing der Dynastien.

Die Morgensonne schickt goldenes Licht über die Verbotene Stadt in Pekings Zentrum, Dächer und Kuppeln leuchten gelb, Wände strahlen rot. Noch ist es still auf dem Tian’anmen-Platz, dem Platz vor der Verbotenen Stadt, auf dem Mao Zedong 1949 die Volksrepublik China ausrief. In wenigen Minuten werden Touristen aus aller Welt in das Labyrinth aus Terrassen, Höfen und Hallen strömen und Pekings Historie erkunden. Die Verbotene Stadt nahm mit der Ming-Dynastie 1420 ihren Anfang und endete 1912 mit der Qing-Dynastie und der Ausrufung der Republik China.
In der „Halle der höchsten Harmonie“ können Besucher sich beim Anblick des Drachenthrons vorstellen, wie einst Krönungen, Taufen und Geburtstage gefeiert wurden. Gärten oder der Sommerpalast lassen an das Leben der Kaiserinnen und Konkubinen denken. Und in der „Halle zur Bildung der Gefühle“ fragt man sich vielleicht, wie es dem jeweiligen Kaiser in der Verbotenen Stadt ergangen sein mag. Denn hierin konnte sich das jeweils amtierende Oberhaupt zurückziehen, wenn es einmal ganz für sich sein wollte. Woran sich später Chinas letzter Kaiser erinnert haben mag? Aisin Gioro Pu Yi bestieg 1908 als Zweijähriger den Thron, und in den Folgejahren mussten alle, die ihm begegneten, Eunuchen, Lehrer, Köche und Berater, darunter sein Vater, vor ihm einen Kotau vollführen. Sie warfen sich also in Demut nieder und berührten mit der Stirn mehrmals den Boden.
Jingshan-Park - Auf jedem der fünf Parkgipfel lugt ein Pavillon hervor
Hübsch und kaiserlich
Die Verbotene Stadt gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO und umfasst nahezu 900 Paläste und 9.000 Räume. Sie gilt als größte Kaiseranlage der Welt, wer sie erkundet, spürt anschließend seine Füße. Da tut es gut, eine Pause einzulegen – am besten im Jingshan-Park, der aus der Erde aus dem Wassergraben rund um die Verbotene Stadt besteht und auf einer Anhöhe direkt gegenüber des Nordtors thront. Früher diente der Park dem Hofstaat als Ort der Ruhe, heute sind es vor allem Touristen, die sich hier eine Auszeit gönnen. Es ist malerisch schön: Im weitläufigen Grün streben fedrige Zypressen und Kiefern in den Himmel, und auf jedem der fünf Gipfel des Parks erhebt sich ein Pavillon.
Die spektakulärste Aussicht über Peking genießt man vom „Pavillon des immerwährenden Frühlings“ aus, Wanchunting genannt. Mit 43 Metern ist er der höchste Punkt der Hauptstadt, und bei klarem Wetter schweift der Blick über die schnurgerade Nord-Süd-Achse der Stadt, die als Rückgrat des alten Pekings gilt. Alle wichtigen Gebäude wie die kaiserlichen Paläste und Tempel hingen von dieser Straße ab. Direkt um den Jingshan-Park herum breiten sich hingegen wie ein weitläufiger Teppich die vielen Hutongs aus, die kleinen Gassen, die für Autos oder Pferdekutschen zu schmal sind. In ihnen lebte das einfache Volk in offenen Wohnhöfen, der Zugang zum Kaiserpalast war ihnen verwehrt, daher der Name Verbotene Stadt.
In einer dieser Straßen versteckt sich das Restaurant „Huangjia Bingjiao Xiaoyuan“. Es ist bekannt für einfache, aber authentische Pekinger Gerichte – wie die Baozi genannten und mit Gemüse oder Fleisch gefüllten Kartoffelklöße. Früher befand sich hier außerdem der Eiskeller der Verbotenen Stadt, die Palastköche bewahrten in ihm Eis zum Kühlen von Lebensmitteln auf. Noch heute können Gäste in den mehrere Meter tiefen Raum blicken, in dem nun Weine kalt gestellt werden. Das Restaurant ist zwar etwas schwer zu finden, doch ein Abstecher lohnt sich. Am besten in der Gasse Gongjian Hutong nach einer rot lackierten Eingangstür mit braunen Türknäufen und Lampionschmuck suchen!

Der Olympiapark „Olympic Green“ wurde 2008 für die Olympischen Sommerspiele in Peking ungefähr acht Kilometer von der Verbotenen Stadt entfernt errichtet. Am bekanntesten ist das Vogelnest genannte Nationalstadion, in dem die schillernden Eröffnungs- und Abschlussfeierlichkeiten stattfanden. Außerdem das Nationale Schwimmzentrum mit seiner Fassade, die an Seifenblasen erinnert. Um das olympische Dorf herum erstreckt sich ein Wald, sodass der Besuch der ehemaligen Sportstätte zu einem Ausflug ins Grüne wird.

1 Guojiatiyuchang S Rd,Chao Yang Qu

Mutianyu heißt der Abschnitt der Chinesischen Mauer, der sich ungefähr 70 Kilometer von Peking entfernt befindet und als der am besten erhaltene gilt. Er liegt inmitten grüner Berge und ist mit Zinnen und Wachtürmen besetzt. Wer mag, fährt mit einer Seilbahn hinauf und rodelt nach dem Besuch zurück ins Tal. Ansonsten gilt es 4.000 Stufen zu bewältigen. Das gleichnamige, unweit gelegene Dorf Mutianyu bietet sich für einen Ausflug mit Restaurantbesuch an.

Mutianyu Village,Huairou District

Kein Besuch in Peking ohne Pekingente – vorausgesetzt, man isst nicht nur pflanzliche Kost. Die besten Pekingenten der Stadt soll es im Restaurant „DaDong Roast Duck“ geben. Das Lokal ist nach seinem Gründer mit dem Spitznamen Da Dong benannt, seine gebratene Ente heißt „SuperLean“. Das Pekingentenrestaurant ist so berühmt, dass es sogar in dem Klassiker unter den Reiseführern, „1000 Places To See Before You Die“ von Patricia Schultz, als Vorschlag für die persönliche Bucket List aufgeführt wird.

Jinbao St. 88,Dongcheng

Wiederentdeckung der Langsamkeit
Gegenüber des Jingshan-Parks am nördlichen Ende der Mittelachse der Innenstadt erhebt sich der Trommelturm als weiteres Wahrzeichen des alten Pekings. Das trutzige, ochsenblutrot gestrichene Gebäude wurde in der frühen Ming-Dynastie Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet und erzählt nicht nur davon, wie hier, in seiner Nähe, nachts die Stadttore geschlossen wurden. Sondern auch von langsam tickenden Uhren im historischen China. Damals waren Glocken und Trommeln zunächst zeremonielle Musikinstrumente, dann wurden sie zur Ansage der Zeit genutzt. Sie schlugen nicht stündlich wie im Westen, sie waren nur alle zwei Stunden zu hören, sechsmal am Tag, sechsmal in der Nacht.
Mit dieser Geschichte lädt der Trommelturm auch im quirligen Peking der Gegenwart Besucher dazu ein, die Langsamkeit vergangener Zeiten für sich neu zu entdecken. Und in vielleicht gemächlicherem Tempo den Platz an den Türmen zu erkunden, auf dem früher Kaufleute Kräuter feilgeboten haben und heute Pekinger Thai-Chi-Übungen machen. In der Wudaoying Hutong, einer hippen Straße nicht weit vom Konfuziustempel entfernt, trifft schließlich das neue auf das alte China. Ein westliches Café reiht sich an das nächste, es gibt ein mexikanisches und ein griechisches Lokal, direkt neben Geschäften mit traditionellem Kunsthandwerk, in denen es etwa handgefertigtes Katzenporzellan zu kaufen gibt.

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