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Such-Empfehlungen

Neozoen - Gekommen, um zu bleiben

Beyond Science

Aga-Kröte, Braune Nachtbaumnatter oder Europäischer Star: Tiere, die in Lebensräume jenseits ihrer Heimat vor­dringen, heißen Neozoen. Als invasiv gelten sie, wenn sie sich ungehindert ausbreiten und dadurch das Ökosystem vor Ort gefährden. ­Verantwortlich ist meist der Mensch.

AUSTRALIA

Aga-Kröte: Plage mit pockennarbiger Haut
In Australien gab es vor ungefähr 90 Jahren keine einzige Kröte, heute ächzt Down Under unter einer Plage. Denn 1935 wurden 100 Aga-Riesenkröten (Rhinella marina) von Mittel- und Südamerika nach Australien gebracht – in der Hoffnung, dass sie die Schädlinge auf den Zuckerrohrfeldern vertilgen. Doch dafür erwiesen sich die Aga-Kröten als untauglich und wurden stattdessen selbst zur Bedrohung: Groß wie Schoßhündchen, sprangen sie von den Plantagen und fraßen auf ihrem Weg in die neue Heimat Schlangen, Echsen, Ratten, Mäuse und Vögel. Wurden sie selbst zur Beute, verendeten ihre Fressfeinde am Krötengift. Die Kröten, die ungefähr 40 Jahre alt werden und sich mit bis zu 35.000 Eiern pro Weibchen stark vermehren, haben im Lauf der Zeit sogar längere Beine entwickelt, um noch weiter hüpfen und damit noch effektiver expandieren zu können. Um ihnen Einhalt zu gebieten, ließen Wissenschaftler Fallen aufstellen und ersannen unzählige Methoden, der Fortpflanzung Einhalt zu gebieten. Ohne Erfolg. Hoffnung schöpften sie, nachdem sie einheimische Tiere mit Würstchen aus Aga-Kröten fütterten. Durch diese übel schmeckende, aber nicht tödlich wirkende Mahlzeit sollen die Tiere lernen, dass Aga-Kröten eine ungenießbare Beute sind. Laut einer Studie der Cane Toad Coalition machen sie tatsächlich einen Bogen um die Invasoren, anstatt sie zu jagen.

DEUTSCHLAND

Chinesische Wollhandkrabbe: Ärgernis oder köstlich?
Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) mit den an Wollhandschuhe erinnernden Scheren stammt ursprünglich aus China und Korea. Im Wasser von Frachtschiffen gelangte sie nach Deutschland und breitete sich vor allem entlang der Nordseeküste aus. Dort, genauso wie in der Ostsee und der Elbe, wühlt sie den Gewässerboden auf und verursacht Schäden an Deichen und Flussböschungen. Auch zerstören sie Fischernetze. Allein in Deutschland sollen die invasiven Krabben bisher einen Schaden von 80 Millionen Euro verursacht haben. Forschende des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels schlagen deshalb vor, den Bestand der Wollhandkrabbe in der Europäischen Union durch ihre Freigabe als Lebensmittel zu dezimieren. Das könnte klappen, denn in Ost- und Südostasien gilt die Krabbe als Leckerbissen.

USA

Europäischer Star: aus Liebe zu ShakespeareIn Deutschland zählt der Star (Sturnus vulgaris) zu den bedrohten Arten. Ganz anders in Amerika, dort gilt er als Plage. Dabei war der Verursacher der Invasion der Stare in den Vereinigten Staaten nur ein Shakespeare-Fan: Eugene Schieffelin ließ 1890 60 aus England importierte Stare im New Yorker Central Park frei. Er wollte alle Vogelarten aus Shakespeares Werken nach Nordamerika bringen. Inzwischen fressen 150 bis 200 Millionen Stare in Amerika die Maisfelder, Obstplantagen und Weinberge leer und übertragen Krankheiten wie Toxoplasmose. Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichte bereits 1931 ein Rezept zur kulinarischen Zubereitung von Starenbrust, um den Vogel als Delikatesse anzupreisen und so seinen Bestand einzudämmen. Ohne Erfolg.

Braune Nachtbaumnatter: Spinnen freuen sich
Exemplare der Braunen Nachtbaumnatter (Boiga irregularis) flogen vor etwa 70 Jahren als blinde Passagiere an Bord eines militärischen Transportflugzeuges aus Neuguinea auf die zu den USA gehörende Pazifikinsel Guam. Die Reptilien krochen aus dem Laderaum des Flugzeugs und fraßen sich nach und nach durch die heimische Tierwelt. Dabei rottete die Braune Nachtbaumnatter zehn der zwölf einheimischen Vogelarten aus und reduzierte den Bestand der Flughunde, Eidechsen und Fledermäuse deutlich. Das löste eine Kettenreaktion aus: Denn durch den Wegfall der Vögel fehlten die natürlichen Fressfeinde der Spinnen, die sich daraufhin explosionsartig vermehrten. Außerdem werden die Samen der fruchttragenden Bäume kaum noch durch Vögel und Flughunde verbreitet. Der Regenwald wächst nicht mehr. Um die Schlangenplage zu stoppen, versuchen Wissenschaftler sie durch mit Gift präparierte Mäuse zu vergiften.

USA und EUROPA

Pazifischer Rotfeuerfisch: Fluch der Karibik – und der Adria
Eigentlich schwimmt der schöne Fisch mit den bunten Streifen und den langen Stacheln durch den Ozean zwischen Malaysia und Japan. Doch Aquarienbesitzer, so vermutet man, setzten die ersten Feuerfische (Pterois volitans) vor der ostamerikanischen Küste aus. Da sie sämtliche Fisch- und Krebstiere fressen und jährlich etwa zwei Millionen Eier produzieren, vermehrten sich die Pazifischen Rotfeuerfische rasant in der Karibik und drängten die ursprünglichen Riffbewohner zurück. Der Indische Rotfeuerfisch (Pterois miles) hat hingegen vom Roten Meer aus über den Suezkanal Kurs auf die Adria genommen. Dass sich die Ausbreitung der wärmliebenden Spezies im Mittelmeer stoppen lässt, erscheint Wissenschaftlern angesichts steigender Meerestemperaturen unwahrscheinlich. Eine düstere Prognose.